Stressfreie Weihnachten mit den Eltern und den Geschwistern

Die meisten Menschen freuen sich auf Weihnachten und auf ein paar friedliche, harmonische und schöne Stunden mit ihren Lieben. Doch häufig bleibt es beim Wunsch und die Stimmung kippt erstaunlich oft. Das liegt nicht zuletzt an unseren Mustern und Prägungen. Wer sich dessen bewusst ist, kann etwas dagegen tun.

Familie ist anstrengend. Nicht immer, aber oft. Auch Menschen, die mit ihren Eltern, Geschwistern und den übrigen Verwandten gut auskommen, gelangen früher oder später an einen Punkt, wo die Harmonie zu Ende ist. Während der Advents- und Weihnachtszeit ist das besonders häufig der Fall. Denn im Dezember verbringen die meisten Menschen mehr Zeit mit Eltern, Geschwistern und anderen Verwandten als sonst. Selbst, wenn wir uns auf die Treffen freuen, verlaufen sie manchmal weniger harmonisch, als wir uns das vorgestellt haben. Denn das familiäre Zusammensein wirkt oft wie ein Brennglas auf Konfliktherde, die wir seit unserer Kindheit mit uns herumtragen.

Bei einem Familientreffen werden alte Muster getriggert und längst erwachsene Menschen fallen in ihre Kinderrollen zurück. Frühere Kränkungen kommen hoch: «Mama war schon immer der Meinung, dass ich mehr aus mir machen könnte!» «Papa hat mich noch nie ernst genommen, was ich beruflich mache!» «Warum hören alle immer nur meiner Schwester zu?» Kennst du diese oder ähnliche Sätze? Dann solltest du dich nicht darauf verlassen, dass sich deine Eltern, Geschwister und Verwandten ändern. Denn das tun sie mit allergrösster Wahrscheinlichkeit nicht. Was du ändern kannst, ist deine Wahrnehmung. Sie hat nämlich wenig mit der Realität zu tun und ist eine sehr emotionale und subjektive Angelegenheit.

Eltern prägen die Mind Map

Bei der Geburt ist das Gehirn noch nicht vollständig ausgebildet: Lediglich 27 Prozent sind «fertig». Die Art und Weise, wie unsere Eltern und andere Bezugspersonen mit uns umgehen, sorgt für weitere Verschaltungen. Zudem legt sie eine Mind Map an. Diese Landkarte bestimmt unser Selbstwertgefühl und unser Urvertrauen. Menschen, die in den ersten Lebensjahren viele negative Glaubenssätze zu hören bekamen, bilden eine Art «Ur-Misstrauen»: Sie halten sich für nicht wertvoll und fühlen sich anderen unterlegen, obwohl es dafür objektiv keinen Grund gibt.

Auch Menschen, die eine positive Kindheit hatten, tragen oft eine gehörige Portion Selbstzweifel mit sich herum. Das ist nicht weiter verwunderlich. Denn es gibt keine perfekten Eltern und keine perfekte Erziehung. Schliesslich bringen auch Eltern die eine oder andere Prägung mit und geben sie – egal, wie gut sie es meinen! – unbewusst an ihre Kinder weiter: «Ohne Fleiss kein Preis!» oder «Indianer kennen keinen Schmerz!», sind zum Beispiel «Lebensweisheiten», die seit Generationen weitergegeben werden, obwohl sie wenig sinnvoll sind. Wer solche «Streng-dich-an-» oder «Reiss-dich-zusammen»-Parolen oft genug gehört hat, entwickelte automatisch die Überzeugung, nicht gut genug zu sein.

Trainiere dein Gehirn!

Eine solche Prägung sitzt tief. Die gute Nachricht: Unser Gehirn kann jederzeit dazulernen! Wir können unsere Überzeugungen ändern, indem wir das Erlernte mit einem alternativen Programm überschreiben. Dazu muss man sich klarmachen, dass negative Glaubenssätze nichts über uns selbst aussagen. Sie spiegeln lediglich die Haltung unserer Eltern wider. Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von «Introjektion». Das bedeutet: Eine Person hat eine fremde Anschauung verinnerlicht!

Diese Introjektion können wir von uns weisen und unseren Eltern zurückgeben. Dazu müssen wir uns bewusst werden, welche Glaubenssätze und Werte wir selbst für sinnvoll halten: «Was gehört zu meiner Persönlichkeit?» «Was passt zu meiner Realität?» Die Antworten sind in einer ersten Phase reine Kopfsache. Damit du sie fühlen und verinnerlichen kannst, musst du in deinem Gehirn alternative Glaubenssätze verankern: «Ich muss nicht ständig Tag und Nacht arbeiten, um wertvoll zu sein!» «Ich genüge meinen Chefs, Freunden und Kindern, so wie ich bin». Je öfter du die neuen Überzeugungen wiederholst, desto vertrauter und wirksamer werden sie.

Prävention ist die Mutter aller Schutzmassnahmen

Daneben ist es wichtig, dass du dich für schwierige Situationen wappnest. Prävention ist so etwas wie die Mutter aller Schutzmassnahmen. Die meisten Menschen wissen, was sie emotional anstrengt. Male dir diese Szenen vorher aus und betrachte sie anschliessend aus einer neutralen Perspektive. Erkläre deinem Inneren Kind auf liebevolle Art und Weise, dass es sich nicht auf seine vermeintliche Abwertung fokussieren soll. Diese Form der Selbstwahrnehmung kannst du dann in allen heiklen Momenten anwenden.

Bleibt die Frage, ob man mit seiner Familie über die schwierigen Prägungen reden sollte. Die meisten Eltern kämpfen ohnehin mit Schuldgefühlen und glauben, dass sie bei der Erziehung vieles falsch gemacht haben. Meiner Erfahrung nach funktioniert ein klärendes Gespräch nur, wenn die Eltern über ein grosses Mass an Offenheit und Reflexionswillen verfügen – und wenn es einem selbst mehr um Ursachenforschung und weniger um Schuldzuweisungen geht. Dann kann eine Aussprache unter Erwachsenen für das Innere Kind durchaus sehr heilsam sein.

Möchtest du deine kindlichen Prägungen kennenlernen? Ich biete zusammen mit Monika Zemp regelmässig systemische Familienaufstellungen an, bei denen das Innere Kind im Zentrum steht. Die Aufstellungen sind oft Teil einer psycho-logischen, schematischen und systemischen Begleitung. Sie können aber auch einzeln gebucht werden. In diesem Fall empfehle ich dir ein Vorgespräch, bei welchem wir dein Anliegen herausarbeiten und mittels Genogramm erste Hinweise auf allfällige Muster und Verstrickungen sichtbar machen. Die Auseinandersetzung mit dem Inneren Kind und den autoritären (Eltern-)Stimmen ist sowohl aus schematischer als auch aus systemischer Sicht unerlässlich für ein erfolgreiches, glückliches und selbstbestimmtes Leben. Details erfährst du gerne in einem persönlichen Gespräch. Einen entsprechenden Termin kannst du hier buchen.

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Über den Autor

Dominique Raymond Rychner ist CEO und Partner bei einer international tätigen Wirtschaftsboutique sowie systemischer Transformationscoach. Er ist Vater von zwei Teenagern, glücklich geschieden und bietet Live- oder Online-Coachings, Kurse und Seminare für Männer, Frauen, Paare, Familien und Unternehmen im Bereiche der Persönlichkeitsentwicklung sowie der Stärkung der Finanzintelligenz an. Er bringt über 25 Jahre Erfahrung in Beratung und Training mit. Das Credo seiner Arbeit lautet: "Lebe moneysmart und beziehungsweise – für ein Leben voller Selbstbestimmung und Freiheit."

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