Damit die Liebe bleibt – der richtige Umgang mit Emotionen

Emotionen sind der Beziehungskiller Nummer eins: Eine bestimmte Tonlage oder eine bestimmte Aussage genügen, und schon decken wir den geliebten Menschen mit Vorwürfen ein. Das schadet natürlich der Beziehung: Sie bröckelt immer weiter ab, bis sie schliesslich ganz auseinander bricht. Das muss nicht sein! Menschen, die ihre Emotionen bewusst wahrnehmen, handeln frühzeitig und sind dadurch länger glücklich.

Wer kennt sie nicht, die wundervollen Momente der Zweisamkeit, in denen wir uns uneingeschränkt geliebt, gesehen, getragen und angenommen fühlen? In solchen Momenten fühlen wir uns der Partnerin oder dem Partner ganz nah und spüren ein tiefes Gefühl inniger Liebe. Das Gegenteil sind Momente, in denen wir uns von einer Sekunde auf die andere abgeschnitten, getrennt und unglücklich fühlen. In diesen Momenten decken wir geliebte Menschen mit Vorwürfen ein und machen sie für unsere Gefühle verantwortlich.

Wie bei einer Muschel, die in Sekundenbruchteilen zusammenklappt, kann dieser Stimmungswandel innerhalb kürzester Zeit geschehen. Es genügt, wenn der geliebte Mensch etwas Bestimmtes tut oder etwas Bestimmtes sagt, um uns «auf die Palme» zu bringen. In einem solchen Moment fühlen wir uns getrennt und die Emotionen gehen mit uns durch. Die liebevollen Gefühle, die wir noch vor wenigen Augenblicken empfunden haben, werden von einer Sekunde auf die andere von einer dunklen Emotionswolke verdeckt.

Emotionen sind keine Gefühle

Wenn wir uns im Alltag mit Freunden und Bekannten unterhalten, machen wir in der Regel keinen Unterschied zwischen Emotionen und Gefühlen: Wir verwenden mal dieses und mal jenes Wort. Doch zwischen Emotionen und Gefühlen gibt es wesentliche Unterschiedliche. Der wichtigste: Emotionen haben ihre Wurzeln in der Vergangenheit. Gefühle beziehen sich auf die Gegenwart.

Den meisten Menschen fällt es leicht, zu erkennen, wenn die Partnerin oder der Partner «emotional» wird. Wenn du sicher sein willst, dass gleich ein heftiger Streit entsteht, machst du deine Partnerin oder deinen Partner in solchen Situationen auf die emotionale Reaktion aufmerksam. Wenn du Streit und Ärger vermeiden willst, sagst du lieber nicht: «Nun sei doch mal nicht so emotional». Oder ähnliche Dinge.

Emotionen schaffen eine unsichtbare Mauer

Wenn du selbst emotional wirst, fühlst du dich von einer Sekunde auf die andere allein und abgetrennt. Als stände plötzlich eine unsichtbare Mauer zwischen dir und deiner Partnerin oder deinem Partner. Du vermeidest den direkten Augenkontakt und gibst deinem vis-à-vis die Schuld an der aktuellen Situation. Erstaunt hörst du dich Dinge sagen wie: «Nie machst du…». Oder: «Immer machst du …». 

Du nörgelst an deiner Partnerin oder an deinem Partner herum und jammerst. Du fühlst dich als Opfer und willst es deiner Partnerin oder deinem Partner «heimzahlen». Dein Körper zieht sich zusammen, dein Gesichtsfeld verengt sich und dein Solar Plexus spannt sich an. Du fühlst dich erschöpft, dein Energielevel sinkt. Am liebsten möchtest du «nichts mehr wissen» und nur noch schlafen.

Emotionen kommen aus der Vergangenheit

Was in deinem Inneren vor sich geht, hat nichts mit der Gegenwart zu tun. Es spielt sich zwar in der Gegenwart ab. Aber tief in dir drin läuft ein Programm aus längst vergangenen Tagen ab. Das erkennst du nicht zuletzt daran, dass deine Reaktion in keinem Verhältnis zum Auslöser stehen: Deine übertriebenen Reaktionen sind der beste Beweis, dass du eine emotionale Seite hast. Die gute Nachricht: Hast du das erst einmal erkannt, hast du den Schlüssel für eine langfristige, glückliche Beziehung in der Hand!

Emotionen sind das, was entsteht, wenn du es in der Vergangenheit verpasst hast, deine Gefühle auszudrücken. Und zwar just in dem Moment, in dem sie aufgekommen sind. Die Emotionen von heute sind also so etwas wie die «Quittung» für das, was du in den vergangenen Jahren alles heruntergeschluckt und in dich hineingefressen hast. Sobald es einen aktuellen Auslöser gibt, kommen die Emotionen hoch und bestimmen dein Leben. Ist dein altes Programm erst einmal gestartet, läuft es bis zum bitteren Ende ab.

Emotionen sind toxisch

Meist reagieren wir emotional auf den Menschen, der uns am nächsten ist. Die emotionalen Programme sind toxisch und lassen die Liebe Schicht für Schicht bröckeln. Am Ende schauen wir den Menschen an, in den wir uns einmal verliebt haben, und fragen uns erstaunt: «Was ist bloss aus unserer Liebe geworden?»

Die eigene Emotionalität zu erkennen und die Verantwortung dafür zu übernehmen, ist ein erster wichtiger Schritt. Dazu braucht es deine volle Achtsamkeit und dein ganzes Bewusstsein. Du brauchst deinen präsenten, inneren Beobachter, um einen geistigen Schritt zurückzutreten. Nur so kannst du deine innere Bühne von aussen betrachten und wahrnehmen, wie die Emotionen deinem Körper und deinem Verstand ein Schnippchen schlagen.

Ein reifer Umgang mit Emotionen

Wenn du die Verantwortung für deine Emotionen und deine Programme übernimmst, machst du einen grossen Schritt in Richtung eines reifen, selbstbestimmten Lebens. Gelingt dir das, kannst du dich leicht dem toxischen Potenzial deiner Emotionen entziehen. Gelingt dir das nicht, wirst du auch in Zukunft deine ungelösten Themen und deine inneren Schmerzen auf eine Person oder eine Situation projizieren.

Du wirfst dem Menschen, den du am meisten liebst vor, was er alles falsch gemacht oder alles falsches gesagt hast. Du machst ihn für dein Unglück verantwortlich, wirst gehässig und absichtlich verletzend – nur um dich zehn Minuten später selbst nicht mehr zu verstehen und alles zu bereuen. Aus diesem Teufelskreis findest du dann unter Umständen ein Leben lang nicht mehr heraus.

Die Quelle deiner Emotionen

Auf dem Weg ins Erwachsenenalter haben sich in deinem Unterbewusstsein Emotionen aus den unterschiedlichsten Quellen angesammelt. Sie sind für deine heutigen Reaktionen verantwortlich. Die wichtigste Quelle sind unterdrückte Gefühle in der Kindheit: In den ersten fünf Lebensjahren musstest du zwangsläufig gewisse Gefühle unterdrücken, um dir Anerkennung, Liebe und Zugehörigkeit zu sichern.

Bewusst oder unbewusst hast du deine eigene Strategie entwickelt, wie du mit dieser Situation umgehen kannst. Unbewusst werden wir alle zu kleinen Politiker:innen, die nicht ausdrücken, was sie wirklich brauchen, fühlen und wollen. Diese unterdrückten Gefühle werden körperlich tief in unseren Faszien abgespeichert – mit fatalen Folgen für das spätere Leben.

Detox für Emotionen

Aufgrund ihrer unterdrückten Gefühle laufen viele Menschen wie wandelnde Minenfelder herum. Manchmal reicht bereits ein gewisser Tonfall, um in bester Donald-Duck-Manier «an die Decke zu gehen». Manchmal sorgt auch das, was eine Person sagt, für eine Überreaktion. Aber nicht nur frühkindliche Erlebnisse können der Grund für unterdrückte Gefühle sein: Im Prinzip kann jedes traumatische Erlebnis den Emotionsspeicher füllen. Franz Ruppert spricht in diesem Zusammenhang von der «individuellen Trauma-Biografie», die in der einen oder anderen Ausprägung bei jedem Menschen angelegt ist.

Es ist also wichtig, dass du erkennst, wenn du emotional reagierst. Dazu wirst du in einer ersten Phase ein wenig Übung brauchen. Doch es wird dir nach und nach leichter fallen – bis du schliesslich zu einer Fachperson für Emotionen geworden bist und die «Zauberworte» sprechen kannst: «Ich bin emotional». Keine anderen Worte haben eine vergleichbare Wirkung. Denn mit diesen Worten übernimmst du die Verantwortung für das Programm, das gerade bei dir abläuft und der Situation in keiner Art und Weise gerecht wird. Weil du Verantwortung für deine Emotionen übernimmst, entlastest du nicht zuletzt auch dein vis-à-vis. 

Was tun bei Emotionen

Was kannst du tun, wenn du emotional wirst? Meine Empfehlung: Teile deiner Partnerin oder deinem Partner mit, dass du für eine Weile allein sein musst. Erkläre der geliebten Person, dass ein «altes Programm» bei dir abläuft und dass du einer gewissen Zeit zurückkehren wirst. Gehe in ein anderes Zimmer, in den Garten oder in den Wald – einfach an einen Ort, wo du allein sein kannst.

Fazit

Indem du lernst, Verantwortung für deine Emotionen zu übernehmen, förderst du deine Liebesfähigkeit. Zudem stellst du sicher, dass deine Liebe nicht immer mehr bröckelt und früher oder später ganz auseinander fällt. Wenn du mehr über deine Muster und ihren Ursprung erfahren möchtest: Melde dich für ein kostenloses und unverbindliches Kennenlerngespräch. Ich zeige dir gerne, wie du besser mit deinen Emotionen umgehen kannst und so mit deiner Partnerin oder deinem Partner länger glücklich bist.

Dominique-Raymond-Rychner-Life-und-Business-Coach-Zuerich

Über den Autor

Dominique Raymond Rychner ist CEO und Partner bei einer international tätigen Wirtschaftsboutique sowie systemischer Transformationscoach. Er ist Vater von zwei Teenagern, glücklich geschieden und bietet Live- oder Online-Coachings, Kurse und Seminare für Männer, Frauen, Paare, Familien und Unternehmen im Bereiche der Persönlichkeitsentwicklung sowie der Stärkung der Finanzintelligenz an. Er bringt über 25 Jahre Erfahrung in Beratung und Training mit. Das Credo seiner Arbeit lautet: "Lebe moneysmart und beziehungsweise – für ein Leben voller Selbstbestimmung und Freiheit."

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