Eine Aufstellung macht limitierende Familiendynamiken sichtbar

Aufstellungsarbeit ist Versöhnungsarbeit: Eine Aufstellung erleichtert, macht frei und nimmt Last von den Schultern. Aufstellungen sind heilsam und öffnen Türen. Zum Verstehen, Verzeihen und Loslassen. Zum Licht-ins-Dunkle-bringen. Und zum Neue-Wege-gehen.

Aufstellungsarbeit ist Teil der systemischen Psychotherapie. Der Ansatz stellt das Handeln und Kommunizieren eines Menschen in Zusammenhang mit dem System, in das er eingebunden ist. Das zentrale und erste System unseres Lebens ist die Familie - sie prägt und beeinflusst uns vom ersten Atemzug an. In jeder Familie wirken tiefe Kräfte und Bindungen.

Zu den Eltern und zu den Geschwistern entwickeln wir zu Beginn unseres Lebens die stärksten und innigsten Verbundenheits- und Zugehörigkeitsgefühle. Kein Wunder also, dass das, was wir innerhalb des Familiensystems erleben, intensiv auf uns wirkt – wenn oft auch nur unbewusst. Häufig merken wir erst im Erwachsenenleben, dass wir in Beziehungen, in der Familie und im Job immer wieder auf die gleichen Probleme stossen.

Eine Aufstellung bringt Licht ins Dunkle

Die meisten Menschen spüren, dass diese Themen viel mit ihnen zu tun haben. Sie haben aber keine oder nur eine vage Ahnung, was das genau sein könnte. Sie ahnen lediglich, dass es da etwas gibt, das sie belastet und hemmt. Etwas, das nie ausgesprochen wurde und in ihrem Leben doch immer wieder eine Rolle spielt. Eine Aufstellung bringt Licht ins Dunkle. Und das erst noch auf unkomplizierte und spielerische Art und Weise.

Aufstellungsarbeit ist deshalb so befriedigend, weil sie unmittelbare Aha-Effekte auslöst. Sie zeigt Verhaltensmuster und unsichtbare Regeln auf, die uns das Leben schwer machen. Gleichzeitig weist sie uns neue Wege, die wir direkt im Anschluss an eine Aufstellung beschreiten können.

Eine Aufstellung hilft zu verstehen

Als systemischer Coach und Familiensteller sorge ich dafür, dass meine Klienten verstehen, weshalb sie auf bestimmte Impulse so reagieren, wie sie reagieren. Weshalb sie immer wieder in die gleichen Verhaltensfallen tappen und sich nicht daraus lösen können. Zu diesem Zweck erkunden wir in einem geschützten und sicheren Rahmen gemeinsam das System, in dem die betroffene Person lebt oder gelebt hat.

In einem Vorgespräch ergründen wir, worum es wirklich geht, konkretisieren das Anliegen und entscheiden dann, was aufgestellt werden soll. Aufgestellt werden kann alles Mögliche: Beziehungs- und Familienthemen genauso wie Probleme am Arbeitsplatz, Kommunikationsstrukturen in Unternehmen oder körperliche Symptome und Beschwerden.

Jede Aufstellung braucht ein Vorgespräch

Im Vorgespräch erfahre ich viel zur persönlichen Situation meiner Klientinnen und Klienten. Zur Unterstützung erstelle ich in vielen Fällen ein Genogramm. Darin werden die Beziehungen und Strukturen in der Familie grafisch aufgezeichnet, einschneidende Familienereignisse erfasst und Dynamiken sichtbar gemacht.

Das können unangenehme Erlebnisse, Familiengeheimnisse oder Tabuthemen sein. Auch Dinge, welche meine Klientinnen und Klienten nicht selbst erlebt haben. Sondern ihre Eltern oder Grosseltern. Solche Prägungen können von Generation zu Generation weitergegeben werden – ohne dass in der Familie jemals darüber gesprochen wird. In den meisten Fällen reicht das, um zu entscheiden, mit welchem Szenario wir in die Aufstellung gehen wollen.

Die Stellvertreter bestimmen den Ablauf einer Aufstellung

Eine Aufstellung lässt sich nicht machen. Sie ergibt sich aus den Wahrnehmungen der Stellvertreter heraus. Stellvertreter bedeutet, dass die Personen, um die es geht, (Arbeitskollegen, Eltern, Geschwister usw.) nicht persönlich anwesend sind. Sie werden durch sogenannte Stellvertreter repräsentiert («gespielt»). Die Stellvertreter nehmen die Position «der echten» Personen ein, wissen aber nichts über die Familie oder die Organisation.

Jeder Mensch hat ein Bild von den Beziehungen an seinem Arbeitsplatz, in seiner Familie oder in seinem Freundeskreis. Wir haben eine äusserst präzise Wahrnehmung, wer es mit wem gut kann, wer ein eher distanziertes Verhältnis hat und wer sich am liebsten aus dem Weg geht. Wir müssen dieses Bild nur abrufen. Und genau so intuitiv werden die Stellvertreter auch aufgestellt.

Als Stellvertreter sich selbst erkennen

Was mit dem intuitiven Platzieren der Stellvertreter im Raum passiert, ist das Faszinierende an dieser Methode. Kaum stehen die Stellvertreter in ihrer Rolle, zeigen sie Gefühle und sind emotional stark involviert. Auf die Frage: „Wie fühlst du dich?“, haben sie klare Antworten.

Das liegt daran, dass es bei einer Aufstellung in den meisten Fällen um globale Themen geht, die alle von uns etwas angehen. Zum Beispiel Anerkennung, Rückweisung, Schmerz, Trauer, Verlassenwerden, Zugehörigkeit. Wir alle kennen das und reagieren darauf. Wir nennen das «in Resonanz gehen».

Verstehen, verzeihen, loslassen und lachen

In Familien gerät am häufigsten die Hierarchie durcheinander: Kinder tun alles, um die Familie zusammenzuhalten und das System zu stabilisieren. Können Eltern ihre Rollen aus irgendwelchen Gründen nicht ausfüllen, übernehmen die Kinder ihre Verpflichtungen. Sie sind dann ungewollt in der Rolle der Grossen und die Eltern in der Rolle der Kleinen.

Kinder sorgen für ihr emotionales Wohlergehen, betreuen Geschwister und übernehmen bei Trennungen die Rolle des Partners. Das alles geschieht vollkommen unbewusst. Kinder fühlen sich verantwortlich dafür, dass das System in Balance bleibt, und übernehmen schwere Lasten, die eigentlich nicht zu ihnen gehören. Als Erwachsene tragen sie noch immer schwer an dieser Bürde – aber sie können nicht einordnen, woher sie kommt.

Aufstellungen können sehr emotional sein

Zeigt sich in der Ahnenreihe eine Stelle, an der das System im Ungleichgewicht ist, bringen wir es in der Aufstellung wieder in Balance. Dieser Moment, wenn wir die Idealsituation nachstellen und die Ordnung wieder herstellen, ist oft sehr bewegend und erleichternd für die Betroffenen. Oftmals haben sie schon lange darauf gewartet – ohne es zu wissen.

Aufstellungsarbeit kann sehr emotional sein, aber auch unglaublich befreiend und entlastend. Dass es zwischendurch auch mal schmerzhaft ist und Tränen fliessen, gehört dazu. Manchmal gibt es aber auch lustige Situationen. Dann tut es gut, gemeinsam zu lachen. Ich nehme die Dinge ernst – aber gleichzeitig auch mit Humor.

Eine Aufstellung sorgt für eine neue Sicht der Dinge

Egal, um was es geht – bei jeder Aufstellung steht am Ende etwas Positives. Eine neue Sicht der Dinge, ein anderes Verständnis für eine Situation, die Klärung einer Konstellation, die Entlastung von Schuldgefühlen oder eine neue Handlungsfreiheit. Und das in vielen Fällen neben den Klienten auch für die Stellvertreter.

Hast du Lust bekommen, an einer systemischen Familienaufstellung dabei zu sein? Als Beobachter oder als Stellvertreter? Oder möchtest du gar ein eigenes Anliegen aufstellen lassen? Ich führe regelmässig Aufstellungen in Zürich durch und würde mich freuen, dich bei einer dieser Aufstellungen begrüssen zu dürfen. Weitere Informationen dazu findest du hier.

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Über den Autor

Dominique Raymond Rychner ist CEO und Partner bei einer international tätigen Wirtschaftsboutique sowie systemischer Transformationscoach. Er ist Vater von zwei Teenagern, glücklich geschieden und bietet Live- oder Online-Coachings, Kurse und Seminare für Männer, Frauen, Paare, Familien und Unternehmen im Bereiche der Persönlichkeitsentwicklung sowie der Stärkung der Finanzintelligenz an. Er bringt über 25 Jahre Erfahrung in Beratung und Training mit. Das Credo seiner Arbeit lautet: "Lebe moneysmart und beziehungsweise – für ein Leben voller Selbstbestimmung und Freiheit."

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